Ein ereignisreicher Tag war das. Erst fast 8 Stunden Sightseeing durch Kalkutta, dann ein Irrweg durch Süd Kalkutta.
Doch der Reihe nach.
Los ging es im Hotel um 9 Uhr mit einem Fahrer und einem persönlichen Guide.
Die Stadt ist noch sehr leer und die Staus fangen normalerweise erst später an, wenn die Leute ins Büro fahren, aber wegen der Feiertage wird es erst gar nicht voll. Zumindest in dem Teil der Stadt. Zuerst haben wir den ganz alten Teil von Kalkutta angesehen. Alles fing mit ein paar Engländern an, die sich als Händler nieder ließen. Den Rest dieser indisch-englischen Geschichte haben die Meisten bestimmt bereits im Geschichtsunterricht behandelt.
Gut sichtbar auf dem Weg eine Statue von Mahatma Gandhi.

Das Zitat darauf lautet: „in the midst of death life persists, in the midst of untruth truth persists, in the midst of darkness light persists“. Sehr schön.

Das alte Rathaus, das höchste Gericht der Gegend, sowie das Postamt und die Landesbank befinden sich in dem Bereich. Das wird auch die Wiege der englischen „Besatzung“ genannt.

High Court

Grand Post Office

Es gab auch drei „Aufständische“ (aus Sicht der Besatzer) die sich gegen die Engländer auflehnten, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Trotzdem oder gerade deshalb hat man ihnen ein Denkmal gesetzt.

Weiter ging es am Blumenmarkt vorbei mit den vielen bunten Ständen. Einen kleinen Einblick bekommt man auch schon von aussen.

Weiter über die berühmte Howrah Brücke auf die andere Seite des Ganges. Sie wird täglich von ca. 65.000 Fahrzeugen und 500.000 Fußgängern überquert.

Dann vorbei am Fischmarkt.

Hier stehen Arbeiter vor der Tür und packen Schalentiere ein. Alles sehr voll. Hier wollte ich weder aussteigen noch arbeiten.

Der Howrah Bahnhof liegt gleich um die Ecke und ist der Größte Indiens. Hier bewegen sich täglich über 680 Züge und über 1 Million Menschen !

Den Zugang zur Fähre, für die Fahrt über den Ganges, zurück auf die Kalkutta Seite, hätte ich ohne meinen Guide nie gefunden.

Die Fahrt war angenehm, zwar voll, aber es war von den Temperaturen sehr angenehm und schnell.

Nach einem kurzen Spaziergang haben wir dann eine Werkstatt für die Figuren besichtigt, die während der Feste in den temporären Altären aufgebaut werden .Der Besitzer hat 14 Angestellte und Aufträge sogar außerhalb Kalkuttas.

Seine Familie wohnt nicht in Kalkutta, nutzte das Fest Durga Puja für einen Besuch der Stadt.
Das Fest ist zu Ehren der 10 armigen Göttin Durga.

In der ganzen Stadt werden hierfür vier Tage lang viele kleine temporäre Altäre und sogar Kapellen aufgebaut. Ein Wettbewerb am Ende kührt die Besten. Viele davon sind uns auf dem Weg begegnet. Dazu später mehr.

Die Figuren sind aus Ton aus dem Ganges und werden aus Stroh und Reis und aus Holz wird der Rücken gestärkt. Am Ende des Festes werden alle Figuren im Ganges „versenkt“, als Symbol des Werdens und Vergehens am heiligen Fluss.

Es gibt viele Manufakturen, ja schon fast Fabriken, aber auch viele Zulieferer, die Papierschmuck oder Farben liefern. Es handelt sich dabei um eine richtige Industrie, von der viele Familien das ganze Jahr über leben können.

Hier ein paar Beispiele:

Danach sind wir zum sehr schönen Pareshnath Jain Tempel im Norden Kalkuttas gefahren. Die Gläubigen gehören dem Jainismus an.

Dort war es, im Gegensatz zum Zentrum, sehr schön ruhig und es herrschte eine entspannte Atmosphäre.

Wie immer war ich dort der einzige Europäer an dem Tag.

Außer im Hotel sind mir nur wenige Europäer auf den Straßen begegnet. Auch Touristgruppen haben wir fast keine gesehen.
Die Tour führte uns weiter zu sehr vielen „Pandals“. Jedes anders und immer schwer zu beschreiben. Man tritt aus dem Trubel draussen in eine andere Welt, ruhig und anfangs auch mit weniger Menschen.

Man achte auf das verwendete Material:

Hier macht Recycling wirklich Spaß

Auch die Figuren sind irgendwie „wiederverwendet“

Je näher man in den Bereich der Innenstadt kam, desto voller und lauter wurde es. Da Feiertag und jeder einkaufen war, sah man viele Frauen in bunten Saris und Männer in neuen Hemden und Hosen direkt aus der Packung. Alle waren chic und wollten etwas geboten bekommen.

Als totaler Kontrast dazu mutete der Besuch vom „Mutterhaus“ an.
Sicherlich kennen viele die Geschichte um Mutter Theresa, die fast ihr ganzes Leben in den Straßen von Kalkutta verbracht hat und hier auch viele Menschen vor dem Tot gerettet hat. Im Haus befindet sich neben einem Museum und einem Andachtsraum auch das Zimmer, in dem sie die meiste Zeit ihres Lebens wohnte und arbeitete. Fotografieren war leider nicht erlaubt. Danach auf die Straße und unter viele Menschen zu gehen, war schon schwierig.

Im Anschluss ging es zum Victoria Memorial, dem 260.000 qm großen Park mit Museum und Denkmal der englischen Königin.

Ein wunderschöner grüner und super gepflegter Park.

An dem Tag waren die „Kalkuttaner“ mit anderen Dingen beschäftigt und so war es sehr schön leer dort.

Dummerweise entpuppte ich mich als weitere „Attraktion“ und fand mich dann sehr schnell auf vielen „Selfies“ junger Inder wieder.
Wenn ich mal nach Indien auswandern sollte, wäre das ein super Geschäftsmodell.

Den Abschluss bildete die wohl schönste temporäre Kapelle überhaupt.

und noch ein kleines Video dazu

Leider war der Transport hin und zurück für den Fahrer eine echte Herausforderung, nirgends Parkmöglichkeiten und überall Verkehrspolizisten, die alle mit lautem Gebrüll verjagen. Die Warteschlange war lang, aber es hat sich auch gelohnt.

Überall konnte man frisch zubereitete Getränke von fliegenden Händlern kaufen. Dieser hier mit seinem frischen Zuckerrohrsaft hat mich besonders beeindruckt:

Nachdem die Sightseeing Tour zu Ende war, beschloss ich noch schnell Essen zu gehen. Also machte ich mich wieder in die Suche nach der Park Street auf, auf der ich am Tag zuvor schon Essen war. Allerdings nahm ich einen anderen Weg und habe mich prompt verlaufen.

Zufällig kam ich mit einem jüngeren Inder ins Gespräch, der Sous Chef in einem großen Hotel ist, der wollte mich zu einem Restaurant ganz in der Nähe bringen. Er erzählte mir, dass er sich um Weisenkinder kümmert und an den Feiertagen jetzt mit denen ein großes Fest geplant hat. Als wir am Restaurant angekommen waren, war das leider geschlossen, er zeigte mir aber ein anderes um die Ecke, im ersten Stock gelegen.

Beim Abschied bat er mich noch um eine kleine Spende für seine Arbeit mit den Kindern, die ich natürlich nicht ausschlagen konnte. Ob das alles richtig ist, was er mir da erzählt hat, wissen die Götter. Vielleicht habe ich ja zumindest etwas für mein Karma getan.
Das Restaurant war nobel und trotzdem preisgünstig. Leider war das Abendmenü noch nicht freigegeben, es war vor 19 Uhr und ich hatte seit dem Frühstück nichts nennenswertes gegessen.
Da ich viele Gerichte nicht kannte, der Sous Chef mir aber Dosa empfohlen hat, wählte ich etwas davon. Es war eine Art Crepes, allerdings sehr knusprig, gefüllt mit einem Brei aus Kartoffeln, Gemüse und zwei Saucen.
Lecker und günstig.
Interesanterweise war die Park Street nicht weit weg und ich stellte fest, dass ich mich mit ihm fast im Kreis gedreht habe.

3 Antworten

  1. Hallo Ralf, nicht ganz unerwartet, dass du zum Selfie Star wurdest.
    Bei Osthessen News warst du am Wochenende auch schon im Bild bei der Diskussion über den Ampera-e.
    Viel Spaß noch beim Einfangen der sehr farbenfrohen Umgebung
    Grüße aus Foll
    Jens

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