Varanasi ist die heilige Stadt der Hindus und jeder Hindu sollte wenigstens einmal in seinem Leben hier gewesen sein und sich seiner Sünden im Ganges entledigt haben. Gegründet um 1200 v. Chr. gilt Varanasi aber seit mehr als 2.500 Jahren als religiöses Zentrum der Hindus, aber auch für Buddhisten ist die Gegend heilig, dazu später mehr. Hier dreht sich alles um Gott Shiva und hat für Hindus die gleiche Bedeutung, wie Mekka für Muslime.
Hier gibt es nicht nur viele dieser Altare, sondern auch ca. 200 Tempel verteilt in der ganzen Stadt, die ca. 1,2 Millionen Einwohner hat.
Der Morgen fing früh an. Um 5:45 Uhr wurde ich schon abgeholt. Dann ging es zum Sonnenaufgang an den Ganges. Der Tradition folgend, sollte jeder Hindu morgens im Ganges baden und die Sonne begrüßen. Die Straßen waren zwar leerer als am Abend zuvor, trotzdem wurde die Menge der Menschen, die zum Fluss wollte von Minute zu Minute mehr.
Schliesslich am Fluss angekommen, war das Bild und die Atmosphäre ganz anders als am Abend.
Die Sonne ging allmählich auf:
Wir bestiegen ein kleines Boot und fuhren flussaufwärts, um den Trubel vom Wasser aus besser beobachten zu können.
Jede dieser insgesamt 88 Ghats und der entsprechenden Paläste wurde von einem anderen Herrscher des Landes gebaut. Deshalb sehen alle so unterschiedlich aus.
Hier der Man Mandir Ghat aus dem 16. Jahrhundert, der heute u.a. eine Sternwarte beinhaltet:
oder Darbhanga Ghat, der Familie Bihar, der Palast wurde erst kürzlich in das teuerste Hotel der Stadt umgewandelt. Hier kostet die Nacht so um die 600 €. Er hatte auch einen manuell betriebenen Aufzug !
Überall auf der ganzen Seite unterschiedliche Gebäude, die die Architektur der jeweiligen Landesteile repräsentieren. Hier der Munshi & Darbhanga Ghat, in 1812 erbaut, soll jetzt als Hotel umgebaut werden, da gibt es aber massive Proteste:
Zwischenzeitlich ging die Sonne weiter auf:
Überall sieht man Affen in der Stadt oder auf den Häusern. Vielleicht kann man das auf dem folgenden Bild erkennen:
Es gibt 2 Krematorien direkt am Fluss. Viele strenfgläubige Hindus wollen hier verbrannt werden und nicht an ihrem Wohnort. Deshalb werden viele Tote dann hierher gebracht und es finden hier non-stop Verbrennungen statt. Entweder elektrisch oder traditionell auf 300 großen Holzstämmen im Freien. Das dauert dann ca. 2 Stunden. Anschließend wird die Asche noch von allen Gegenständen befreit und in den Fluss verbracht. Es sollen hier ca. 80 Verbrennungen pro Tag stattfinden.
Hier das Krematorium namens Lal Ghat:
An dem Morgen war noch alles ruhig.
Das zweite Krematorium (Manikarnika Ghat) ist weiter flussabwärts. Im Tempel in der Mitte brennt das ewige Feuer.
Auch hier wird noch aufgeräumt.
Eine der vielen Lagerflächen für das Holz:
Interessant ist auch die Art und Weise, wie die Flamme zum Krematorium kommt. Dafür gibt es den Hüter der Flamme, der zwischen den Krematorien, bewacht von zwei Tigern, wohnt:
Bezahlt wird er pro Verbrennung und je nachdem, wie gut situiert die Verwandtschaft ist, kostet das dann ab 1.000 Rupien aufwärts.
Wir sind dann neben dem Krematorium wieder ausgestiegen.
und noch etwas durch die engen Gassen gelaufen. Viele der Gassen in der Ecke sollen einem schöneren und modernen Varanasi weichen. Dafür sind schon viele Gebäude und Tempel abgerissen worden und die Besitzer wurden entsprechend gut abgefunden. Es gibt aber auch sehr viel Kritik an den Plänen zur „Verschönerung“ der Stadt. Außerdem gibt es Probleme mit der Abwasserleitung, die gerade instand gesetzt wird.
Dann kamen wir zu einem Naturheiler, den mir mein Reiseleiter vorstellen wollte. Er hat in seinem Atrium einen Kuhstall eingerichtet:
die werden dort gehalten und gut versorgt. Ich denke allerdings nicht, dass die jemals ein Stück Gras gesehen haben.
Der Naturheiler wollte mir dann noch Essenzen oder Sandelholzpulver verkaufen. Ich lehnte dankend ab und so war der Besuch schnell zu Ende.
Bis zum Auto kamen wir noch an vielen Altären und Tempeln vorbei.
Der Kashi-Vishwanath Tempel gilt als einer der wichtigsten hinduistischen Tempel unweit der Gyanvapi Moschee. Die Kuppel ist mit 800 Kg Gold verziert. Da beide Religionen diesen Platz als ihr wichtigstes Zentrum ansehen, gibt es immer wieder Auseinandersetzungen, ähnlich wie in Jerusalem. Deshalb war der Besuch des Tempels und das Fotografieren dort nicht erlaubt. Alles wurde vom Militär schwer bewacht.
Interessant auch dieser Tempel hier, der zu Ehren der Planeten errichtet wurde:
Dieser Altar dürfte zu Ehren Shivas sein:
und der zu Ehren Ganesha, der für Wohlstand, Glück und Neuanfang steht:
Dann ging es zum Frühstück wieder ins Hotel.
Lieber Ralf, ich verfolge jeden Tag deine interessanten Artikel und die Bilder. Vor zig Jahren waren wir mit unserem Fachverband mal in Jaipur und Accra und Neu-Delhi. Umso interessanter deine nächsten Woche. Alles Gute und bleib gesund. Br. Friedhelm mit Helga